«Bioethanol nur kurzfristige Teillösung»

publiziert: Donnerstag, 1. Nov 2007 / 21:35 Uhr / aktualisiert: Freitag, 28. Mrz 2008 / 11:05 Uhr

Wien - Die Rohstoffverfügbarkeit für die Herstellung von Bioethanol ist und bleibt der grösste Streitpunkt in der Diskussion um Biotreibstoffe. Zu diesem Schluss kommen Experten beim Round Table Bioethanol, der in Wien über die Bühne gegangen ist. Wesentliche Fragen blieben indes ausgeklammert

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Nach derzeitigem Stand der Technologie kommen für die Ethanol-Herstellung nur Zuckerrohr und Getreide in Frage. An einer zweiten Generation der Pflanzen - Holz, Stroh und Biomasse - werde derzeit intensiv gearbeitet. Bis diese einsetzbar sein werden, werde es allerdings noch dauern.

«Die Bioethanol-Herstellung ist nicht der Grund für die Verteuerung der Getreide», kommt Lutz Guderjahn, Vorstand der Crop-Energies AG zum Schluss. Veränderte Ernährungsgewohnheiten und erhöhte Nachfrage in Asien, aber auch Fehlernten hätten zu einem Anstieg der Getreide-Preise geführt. Experten würden allerdings davon ausgehen, dass sich der Preis wieder einpendle, erklärt der Experte. Mittelfristig könne in Europa zunehmend Bioenergie aus Getreide produziert und gleichzeitig mehr Getreide exportiert werden.

Verknappung nicht thematisiert

Der von Experten befürchtete Engpass bei der Versorgung mit den Energiepflanzen wird von den Befürwortern nicht thematisiert. Waldexperten wie etwa Gerhard Glatzel von der Wiener Universität für Bodenkultur, der beim Round-Table Bioethanol nicht eingeladen war, bringt die Fakten auf den Punkt: «Die Fläche, die für den Anbau von Biosprit-Pflanzen - unter Einhaltung der 5,75-Prozent-Beimengung bis 2010 - benötigt wird, ist nicht vorhanden.»

Das gelte sowohl für Österreich, Deutschland und die anderen EU-Staaten. «In der Folge wird man also auf Importe aus Brasilien angewiesen sein», meint Glatzel, der zu bedenken gibt, dass Boden das wertvollste Gut sei, das es gebe.

Geschlossener Zyklus ökologisch

«In der Energie-Bilanz schneiden die Agrotreibstoffe nur dann besser ab, wenn es zu einem geschlossenen Zyklus kommt», erklärt Gerfried Jungmeier von Joanneum Research. «Bioethanol alleine wird es nie schaffen, das fossile Brennstoffsystem völlig zu ersetzen», zeigt sich der Forscher überzeugt. Seinen Berechnungen zufolge reduzieren sich die Treibhausgase im Vergleich zu fossiler Energie um etwa 30 bis 40 Prozent auf den Kilometer bezogen.

Dass Bioethanol die fossilen Brennstoffe rundum ersetzen werde, nimmt keiner der Experten an. Dazu sei der Verbrauch global viel zu gross. Grosse Hoffnungen setze man allerdings auf die Biotreibstoffe der nächsten Generation. «Bessere Verfahren werden die Ausbeute erhöhen, respektive den Energieverbrauch bei der Herstellung senken», zeigen sich die Experten einig. Spezielle Getreidearten mit einem höheren Stärkeanteil und daher geringerer Düngermenge würden den Output noch erhöhen.

Verhalten nicht abgedeckt

Heikle Themen wie der gesteigerte Wasserverbrauch zum Anbau der Agrotreibstoffe wurden beim Round Table ebenfalls nicht thematisiert. Dass das derzeitige Verhalten der Menschen im Bezug auf Treibstoff- und Energieverbrauch auch mit Hilfe von Agrotreibstoffen nicht abgedeckt werden kann, bleibt auf der Strecke.

«Es ist völlig sinnlos, mit drei Tonnen schweren Autos zu fahren und zu erklären, dass Agrotreibstoffe die Lösung der Energieversorgung darstellen», meint Glatzel. Es sei ein globales Umdenken erforderlich.

(ht/pte)

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