Hauptsache, man siehts nicht: Handys mit grünem Herz
publiziert: Sonntag, 26. Sep 2010 / 10:50 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 28. Sep 2010 / 14:21 Uhr

Autowerbung hat sich in den vergangenen Jahren gravierend gewandelt. War früher vor allem von Pferdestärken, leistungsstarken Motoren und dem Platzangebot die Rede, hat sich der Fokus heute verschoben. Im Mittelpunkt stehen nun geringer Verbrauch, niedriger CO2-Ausstoss und eine gute Öko-Bilanz. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Handy-Hersteller auf den Zug aufspringen.

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Ein ökologisch einwandfreies Handy zu produzieren, gelingt allerdings keinem Hersteller. So werden wie bei PCs auch bei der Produktion von Handys eine Reihe von seltenen Metallen wie etwa Tantal für Kondensatoren und Indium für Displays eingesetzt. Die Förderung solcher Metalle geht mit einem hohen Energieverbrauch und besonders in Afrika und China mit gravierenden Umweltschäden einher. Auf Bauteile mit diesen Rohstoffen kann jedoch derzeit kaum ein Elektronik-Hersteller verzichten.

Daher setzen die Handy-Hersteller bei den den aktuell erhältlichen «Öko-Handys», die wir hier vorstellen, vor allem bei den Kunststoff-Schalen und dem Energieverbrauch der Geräte an. Während der eine Hersteller vor allem auf Recycling-Materialien achtet, verbaut der andere Solarpanels, um das Gerät auch unabhängig von der Steckdose aufladen zu können. Wir zeigen, welche umweltfreundlicheren Handys es momentan auf dem Markt gibt, was sie leisten und ob sie wirklich Vorteile mit sich bringen.

Sony Ericsson: Green-Heart-Serie

2008 stellte Sony Ericsson erstmals sein Green-Heart-Konzept vor. In der damaligen Pressemitteilung verwies der Konzern darauf, von der Organisation Greenpeace zum grünsten Unternehmen 2008 gewählt worden zu sein – und dies solle nun ausgebaut werden. Alle Green-Heart-Handys zeichnen sich durch eine kleine Verpackung aus, die Bedienungsanleitungen sind elektronisch im Gerät hinterlegt (und nicht mehr auf Papier gedruckt), die Gehäuse bestehen zu mindestens 50 Prozent aus Recycling-Kunststoff, und im Lieferumfang befinden sich energiesparende Ladegeräte. Ausserdem verfügen die Geräte über einen Display-Lichtsensor zur Helligkeitssteuerung, der sich aber auch bei Handys ohne Öko-Anstrich mittlerweile etabliert hat und die Akku-Leistung erhöhen kann. Sony Ericsson installiert ausserdem diverse Programme wie etwa einen CO2-Rechner auf seinen Green-Heart-Geräten. Das erste Modell dieser Reihe war das Barren-Handy C901 mit 5-Megapixel-Kamera und UMTS/HSPA.

In der Einsteiger- bis Mittelklasse positioniert sich das Naite. Mit einem 2,2-Zoll-Display, einer 2-Megapixel-Kamera, MP3-Player und Bluetooth sind wichtige Ausstattungsmerkmale vorhanden. Auch der Datenturbo HSDPA ist an Bord. Die Masse von nur 108 mal 47 mal 13 Millimeter machen es zudem Hosentaschen-tauglich. Mit Preisen ab etwa 85 Euro ohne Vertrag in Online-Shops ist das Naite zudem ein Preisschnäppchen. Zu ähnlichen Preisen wird auch das Sony Ericsson Cedar erhältlich sein, das in Kürze als neues Green-Heart-Handy auf den Markt kommen soll. Auch die technischen Daten sind vergleichbar zum Naite.

Die beiden Handy-Modelle Elm und Hazel unterscheiden sich nur wenig voneinander. Während das Elm im klassischen Barrenformat kommt, hat sich Sony Ericsson beim Hazel für die Sliderform entschieden. Dadurch fällt das Display des Hazel grösser aus (2,2 gegen 2,6 Zoll). Ansonsten verfügen Elm und Hazel über die gleichen Funktionen: Für ordentliche Bilder sorgt eine 5-Megapixel-Kamera, ins Internet gehts per HSDPA oder WLAN. Durch den eingebauten GPS-Chip können Sie die Geräte auch zur Standortbestimmung oder zur Navigation nutzen. Am grössten sind die Unterschiede bei Gewicht und Preis: Mit 120 Gramm wiegt das Hazel satte 30 Gramm mehr als das Elm. Für das Elm müssen Sie zurzeit etwa 140 Euro einplanen, während der Kaufpreis ohne Vertrag für das Hazel mindestens 30 Euro höher ausfällt.

Solarpanels bei Samsung, nicht bei Sony Ericsson

Damit auch Smartphone-Fans in der Green-Heart-Serie auf ihre Kosten kommen, hat Sony Ericsson dem aktuellen Windows-Mobile-Gerät Aspen ebenfalls einen Öko-Anstrich verliehen. An Ausstattung spart der Hersteller keineswegs: Neben dem Betriebssystem Windows Mobile 6.5 und einer QWERTZ-Tastatur gibts WLAN, HSPA, Mini-Klinkenanschluss, 3,2-Megapixel-Kamera und einen Touchscreen. Dieser fällt zwar mit 2,4 Zoll recht klein aus, taugt aber zum Lesen und Beantworten von E-Mails – denn darin liegt der Hauptvorteil solcher Geräte im Blackberry-Look. Mit etwa 200 Euro ist das Gerät zudem recht günstig zu haben.

Fazit Sony Ericsson: Solarpanels finden sich bei Sony Ericsson nicht. Vielmehr setzt das schwedisch-japanische Joint-Venture auf recyceltes Material, energiesparende Ladegeräte und den Verzicht auf beiliegende Anleitungen auf Papier. Wirklich gut ausgestattet ist allerdings nur das Aspen – und gerade dieses Gerät kommt mit dem auslaufenden Betriebssystem Windows Mobile 6.5.

Samsung: Lad mich in der Sonne auf

Eine eigene Geräteserie mit Öko-Handys hat Samsung nicht zu bieten. Dennoch finden sich im Portfolio des Herstellers zwei Geräte, die sich eindeutig dieser Nische zuordnen lassen - beispielsweise das Samsung Crest E1107: Mehr als telefonieren und Radio hören können Sie mit dem Samsung Crest E1107 nicht. Das robuste Gerät verfügt nicht einmal über eine Kamera, Internetbesuche würden auf dem kleinen 1,5-Zoll-Display ohnehin keinen Spass machen. Ein Gimmick hat Samsung aber dann doch eingebaut: Auf der Rückseite befinden sich Solarpanels, die das Gerät bei Sonnenschein aufladen können. Eine Stunde Sonneneinstrahlung soll für ein zehnminütiges Telefonat ausreichen. Als Ersatz fürs Ladegerät taugen die Solarzellen allerdings damit nicht. Outdoor-Urlauber, die sich oft länger abseits von Steckdosen aufhalten, könnten – zumindest im Sommer und bei Sonnenschein – im Crest aber einen Begleiter finden. Aktuell ist das Handy für nur 50 Euro im Online-Handel zu haben.

Das Gehäuse des Samsung Blue Earth S7550 wurde aus recycelten PET-Flaschen hergestellt. Im Gegensatz zum Crest spart Samsung in Sachen Ausstattung aber nicht: Das Handy kommt zwar mit hauseigenem Betriebssystem und daher ohne den Komfort, den so mancher Nutzer mittlerweile von einem Smartphone gewohnt ist. Dafür gibts Funktionen wie WLAN, HSDPA, Touchscreen und eine 3-Megapixel-Kamera, die allerdings eher mässige Fotos schiesst. Besonders auf die Anbindung an soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook hat Samsung Wert gelegt. Der Touchscreen lässt sich einfach bedienen, Multitouch hat Samsung aber nicht eingebaut. Die Geräterückseite ist vollständig mit Solarzellen ausgelegt, die auch das Blue Earth S7550 nach einer Stunde Sonne für einige Telefonie-Minuten am Leben erhalten sollen. Das Öko-Handy kostet zurzeit ab etwa 170 Euro ohne Vertrag.

Fazit Samsung: Insbesondere das Samsung Blue Earth S7550 ist ein äusserst interessantes Gerät. Wie das Sony Ericsson Aspen kommt es mit vielen Komfortfunktionen. Das grosse Aber: Ohne Steckdose kommen auch Besitzer von Handys mit Solarzellen auf Dauer nicht aus. Auch als Notfall-Handys für die abgelegene Berghütte scheiden die Geräte aus, denn falls im Fall der Fälle keine Sonne scheint, erfolgt die Akku-Aufladung extrem langsam.

Das gibts bei LG, Nokia, Motorola & Co.

Eine eigene Öko-Serie führt auch das koreanische Unternehmen LG Electronics nicht, immerhin ist das Modell LG GD510 Pop aber mit einem Akkudeckel zu haben, der vollständig aus Solarzellen besteht. Zehn Minuten Sonne sollen hierbei für ein kurzes Telefongespräch ausreichen. Wie viel CO2 der Nutzer durch diese Funktion tatsächlich eingespart hat, rechnet eine vorinstallierte Software aus. Ansonsten kommt das Touchscreen-Modell mit den wichtigsten Handy-Funktionen und einer 3-Megapixel-Kamera. Auch E-Mails kann das Gerät bearbeiten. Für Musikfreunde sind bereits 8 GB Speicher fest verbaut, über einen Erweiterungsslot ist Aufrüsten möglich. Die Solaredition des LG GD510 Pop kostet momentan etwa 110 Euro.

Auch bei Herstellern wie Nokia und Motorola finden sich Öko-Handys im Portfolio. Allerdings: Nokias 3110 Evolve, das einmal der Auftakt zu einer ganzen Reihe an umweltfreundlichen Handys des finnischen Handybauers werden sollte, ist mittlerweile nicht mehr erhältlich. Und Motorola hat Modelle wie das Motorola W233 Renew zwar auf internationalen Messen vorgestellt, in Deutschland aber nie auf den Markt gebracht. Dies führt dazu, dass die Hersteller Sony Ericsson und Samsung aktuell den Markt für Öko-Handys unter sich ausmachen.

Die Zukunft

Wichtig für die Zukunft werden vor allem zwei Dinge sein. Erstens: Die Hersteller müssen neben den bisherigen Schritten, also neben dem Einsatz von Recyclingmaterial, energiesparenden Ladegeräten und Öko-Software auf dem Handy, vor allem den Herstellungsprozess verbessern. Denn hier sind Energieverbrauch, CO2-Ausstoss und Umweltschäden durch die Rohstoffförderung nach wie vor am grössten. Und zweitens: Für die Kunden sind indes andere Kriterien wichtig. Viele wollen nicht, dass einem Öko-Handy das «Öko» anzusehen ist. Die Ausstattung und auch der Preis sollten daher auf dem Niveau eines gewöhnlichen Gerätes liegen.

Dass Sony Ericsson auf dem richtigen Weg ist, hat auch die Organisation Greenpeace auf der Verbrauchermesse CES im Januar dieses Jahres gewürdigt. Das Unternehmen gehöre zu denjenigen, die am meisten auf Umweltschutz achten. Noch vor Sony Ericsson landete Nokia, obwohl der Hersteller aktuell kein Öko-Handy im Angebot hat. Grundlagen für die Greenpeace-Studie waren Kriterien wie Recycling, Verwendung von umwelt- und gesundheitsschädlichen Materialien, Lebensdauer, Energieeffizienz der Geräte und die verbrauchte Energie bei der Herstellung. Es kommt also nicht auf den Anstrich eines Gerätes an, sondern auf die Herstellungsprozesse im Hintergrund. Und auf die hat der Kunde erst einmal keinen Einfluss, er kann höchstens Unternehmen unterstützen, die sich wie Sony Ericsson und Nokia, positiv hervortun.

(Johannes Michel/Björn Brodersen/teltarif.ch)

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