Rezessionsängste belasten CO2-Markt

Der Markt für EU Allowances schloss Ende der verganbenen Woche nach einem weiteren Tag mit stark fallenden Preisen bei EUR 19,14 - ein Minus von über einem Euro.

Die sich über das Wochenende weiter zuspitzende, globale Finanzkrise sorgte am ersten Handelstag der Woche nicht nur für weitere starke Verluste an den Aktienbörsen, sondern setzte auch die Rohstoffmärkte deutlich unter Druck. Öl der Sorte Brent verlor rund $3/bbl (Dezember Brent fällt bis auf $59/bbl) während der deutsche Baseload Stromkontrakt für das Jahr 2009 um 2,45 Euro auf EUR 68,55/MWh nachgab.

Zusätzlich setzte die immer stärker werdende Verkaufstätigkeit der Industrie (Großbritannien teile am Montag 27. Oktober 252 Millionen EUAs an vom EU ETS betroffene Unternehmen zu) den CO2 Zertifikate-Markt unter Druck welcher nach einem Eröffnungskurs von EUR 19,15 innerhalb kürzester Zeit die technische Support-Grenze von EUR 18,50 durchbrach und bis auf ein 18 Monatstief von EUR 17,40 nachgab. Zum Tagesschluss notierte der EUA-Dez08 Kontrakt bei EUR 17,87.

Negative Energie-Vorgaben

Am Dienstag beruhigte sich die Lage etwas, wobei der CO2 Markt den negativen Vorgaben aus den Öl- und Strommärkten mit einem vergleichsweise moderaten Minus von 24c sowie einem Schlusskurs von EUR 17,63 quittierte.

Am Mittwoch sorgten bullishe Ölmärkte für eine 4% Rally bei den EUA Preisen, wobei der EUA-Dez08 Kontrakt in einem Preisband von EUR 17,80 bis EUR 18,60 handelte und bei EUR 18,45 schloss.

Am Donnerstag setzte sich der leicht positive Trend zuerst weiter fort, wobei der EUA-Dez08 Kontrakt bis Mittag um weitere 55c zulegen konnte um ein Tageshoch von EUR 19,00 zu erreichen. Am Nachmittag sorgten dann allerdings wieder schwächere Öl- und Gaspreise für deutliche Verluste im CO2 Markt (Schlusskurs bei EUR 18,12).

Bestimmende Faktoren für die Preisentwicklung:

- Die Finanzkrise und drohende Rezession reduzieren Bedarf an Emissionsrechten auf Grund von zu erwartenden Produktionsrückgängen und vermindertem Energiebedarf (erste Berichte vom Stahlkonzern ArcelorMittal sowie den Energiekonzernen Vattenfall und Fenosa über Produktionsreduktionen bzw geringere Stromerzeugung gelten als Vorboten für weitere negative Meldungen)

- Der Energiekomplex, allen voran der Ölmarkt, hat in den letzen Monaten drastische Verluste hinnehmen müssen.

-/+ Die seit zwei Wochen verfügbare Verbindung ITL/CITL sorgt für mehr Zuversicht und höhere Handelsvolumina im CO2 Markt. Insbesondere EUA/CER Swaps werden vermehrt durchgeführt was allerdings den EUA Preis zusätzlich unter Druck setzt.

+ Die Verfügbarkeit von projektbasierten Zertifikaten aus JI/CDM Projekten dürfte laut diversen Statistiken bei weitem nicht den Bedarf von Unternehmen und Regierungen decken, wodurch der primary CER Preis als Floor-Preis auch für eventuelle weitere Preisreduktionen bei den EUAs gelten sollte.

Schlussfolgerung:

Der CO2 Preis folgt aktuell vorallem den Ölpreisen, wobei der pCER Preis einen preislichen Boden darstellen sollte. In den nächsten Wochen dürfte sich der EUA Preis im aktuellen Preisbereich (17-19 Euro) bewegen.

Mit einer weiteren Erholung und Preisen über der 20 Euro Marke dürfte wohl erst nächstes Jahr zu rechnen sein.

Der Spotmarkt verfolgte die Kursschwankungen am Futuresmarkt mit geringfügigen Abweichungen, wobei Spot-EUAs an der französischen Börse BlueNext bei EUR 18,05 schlossen.

Sekundär-Markt mit Verzögerung

Der Sekundär-Markt für projektbezogene Emissionsrechte (CER, ERU) folgte dem EUA Markt, wenn auch mit einer gewissen Verzögerung, wodurch der EUA/CER Spread teilweise bis auf EUR 2,30 schrumpfte.

Am Mittwoch und vorallem am Donnerstag legte der Spread dann allerdings wieder auf die in den letzten Wochen altbekannten 3 Euro zu.

Der Clean Development Mechanism (CDM) umfasst Massnahmen zur CO2-Reduktion, die ein Industrieland in einem Entwicklungsland durchführt. Klimaprojekte erhalten dabei handelbare CERs-Emississionszertifikate, die sich Kyoto-Länder an ihre Klimabilanz anrechnen lassen können.

(ClimateCorporation/news.ch)